Sonntag, 1. Juni 2008

Laut

Wer schreit hat Unrecht !

Fand diesen Ausspruch schon immer blöd.
Denke nicht, dass man an der Art und Weise, wie sich jemand ausdrückt, ablesen kann, ob dieser im Recht oder im Unrecht ist. Der Spruch soll wohl mehr zum Ausdruck bringen, dass der, der im Recht ist, sich nicht lautstark verteidigen braucht, da die Zeit oder die Tatsachen ihm ohnehin Recht geben werden. Dies setzt allerdings voraus, dass Derjenige, der im Recht ist, über den Dingen steht, die von Aussen auf ihn eindringen. Wenn Jemand wirklich im Recht ist, dann müsste er allerdings auch für seine Überzeugung einstehen - und diese notfalls auch lautstark verteidigen. So denke ich zumindest. Zugegeben: Überzeugen kann man auch mit Argumenten in einem angenehm stattfindenden Gespräch; allerdings setzt dieser Spruch von Vornherein vorraus, dass zumindest einer laut wird. In einer solchen Situation finde ich Ruhigbleiben als verfehlt. Entweder kündet es von einer gewissen Arroganz oder Gleichgültigkeit gegenüber der zu vertretenden Sache.
Wenn jemand laut wird, ist das für mich ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Oftmals ist der, der laut wird, derjenige, dem Unrecht widerfährt - also derjenige, der eigentlich im Recht ist. Denke, dass die Lautstärke das letzte Mittel der Wehrlosen ist.
Denke auch, dass es genügend Gründe gibt, um ab und zu laut zu werden. Zeigt es doch, dass jemand bereit ist für eine Sache einzustehen.
Lautstärke ist für mich nichts Verwerfliches oder zu Verdammendes. Für mich ist es ein legtimes Mittel, um sich Gehör zu verschaffen.